Frank Carlson erzählt

Frank Carlson ist Künstler und Bildhauer und arbeitet seit 40 Jahren auf dem Areal des ehemaligen Steinbruchs.
Er ist dem Paradiesgärtli verbunden wie kaum ein anderer und freut sich, dass wieder Leben ins Paradiesgärtli zurückkehrt. Inspiriert von Waldgeistern und Fabelwesen schuf er die fantasievollen Illustrationen auf der Paradiesgärtli-Webseite.

Vierzig Jahre! So lange lebe ich nun schon an den Lägern, nur gerade fünfzehn Kilometer von der Stadt Zürich entfernt. Nie hätte ich einst gedacht, dass ich als Amerikaner hier landen würde. Obwohl mein Interesse an Fels und Stein als Bildhauer von Natur aus gross ist.

Ich war viel herumgereist, hatte studiert, wollte den Beruf des Bildhauers ausüben und ein Auskommen mit dieser Arbeit finden. Auch in Europa. Bis es so weit war, brauchte ich ein bisschen Glück, einen Wink des Schicksals und vor allem Beat Kohlbrenner. Ihn lernte ich 1972 kennen, als ich in den USA in Baltimore studierte. Er lud mich ein, ihn in Europa zu besuchen. Und als ich tatsächlich auftauchte, hielt er Wort. Mein Ziel war Italien, Carrara, mit seinen Steinbrüchen, mit den Meisterbildhauern und natürlich mit seinem berühmten Marmor.

Beats Grosszügigkeit war sprichwörtlich und als ich ihn zwei Jahre später wieder besuchte, fand ich Unterschlupf bei ihm und Familie.

Sie hatten damals vor, ins Paradiesgärtli zu ziehen. Kohlbrenner stellte mich dem Besitzer des Steinbruchs, Martin Bader, vor.

In dieser Zeit waren die Lägern Kalksteinbrüche noch ein vollwertiger Steinbruch, mit einer Schmiede und einem alten Schmied, mit einer Steinsägerei und vielen Steinhauern und Maschinen. Noch heute bin ich Martin und seiner Mannschaft dankbar. Mann sprengte noch und produzierte für Landschaftsarchitekten und gelegentlich für Architekten. Doch hatte Beton längst die Steine als Baumaterial abgelöst, sodass die Nachfrage nach Stein nachliess.

Beat und ich glaubten weiterhin an das Potenzial und die Magie, die dieser Ort hatte. Jederzeit konnten wir arbeiten. Mit Freunden und Kunstliebhabern wurden Feste gefeiert. Das Paradiesgärtli nahm in der Kunst bald einen festen Platz ein und spätestens ab 1980 erlangte es grosse Bekanntheit. Wir wurden von Künstlern besucht und pflegten gute Kontakte.

1980 erhielt ich meine Arbeitsbewilligung, ab sofort konnte ich offiziell als Steintechniker arbeiten.

Es waren lehrreiche Jahre und ich wurde ein erfahrener Steinmetz; in meiner Freizeit, machte ich Bildhauerei, finanzielle Sorgen hatte ich keine mehr. 

Ich bin froh und stolz, dass ich meine Arbeiten eigenhändig ausführen konnte. In Carrara hatte ich viele namhafte Bildhauer gesehen, die ihre Werke von ihren Assistenten ausführen liessen. Natürlich weiss ich heute, dass die Bildhauerei auch Teamwork ist. Grosse Projekte benötigen die Mithilfe Dritter. Jedoch ist es von grossem Nutzen, wenn Anfänger sich zuerst Materialkenntnisse und die technischen Fähigkeiten selber aneignen. Während dieser Zeit, konnte ich jeden einzelnen Steinblock nach meinen Vorstellungen behauen. Die Möglichkeiten waren unbegrenzt – nur der Bildhauer selbst konnte sich allenfalls noch einschränken. 

Ich besuchte Beat oft im Paradiesgärtli. Wir stellten gemeinsam unsere Werke aus. Doch unsere Charaktere waren unterschiedlich und bald gingen wir getrennte Wege. Der Ort blieb lange ein beliebtes Ausflugsziel, besonders im Sommer. Fast jeden Abend kamen Besucher. Die einen suchten die Ruhe, andere wollten sich die Kunst ansehen, wieder andere genossen heitere Stunden an diesem wunderbaren Ort.   

In unmittelbarer Nähe etablierte sich dann der Skulpturenpark und die beiden Kunstareale bereicherten sich gegenseitig. Bis heute bin ich mit meinem Atelier gerne ein Teil davon.

Dank dem Paradiesgärtli, fand sich eine kleine Gruppe von Menschen zusammen, die sich der Kunst und Kultur verschrieben haben. Die einzigartige Natur mit Rehen, Füchsen, Mardern und zahlreichen Vögeln machen aus diesem Flecken Land ein wahres kleines Paradies. Und das in unmittelbarer Nähe, für die Menschen leicht erreichbar. Gut geschützt am Fusse der Lägern bildet der Ort einen Gegenpol zum hektischen  Alltag und öffnet den Menschen ein Tor zu Natur und Kultur.